In meinen dunkelsten Stunden beschleicht mich doch das eine oder andere Mal der Gedanke „Mir ist alles egal, dann sterbe ich halt.“. Keine Ahnung, wie der Chemo-Cocktail es hinbekommt, Gedanken dieser Art ins Gehirn zu zaubern.
Ich erschrecke dann immer über mich, fühle mich schuldig, so schlimme Gedanken zu haben und versuche ganz schnell, die Gedanken los zu werden. Tröstlich ist für mich zu wissen, dass viele (vielleicht sogar alle?) Chemo-Patienten solche Gedanken haben. Tröstlich ist auch zu wissen, dass diese Tage vorbei gehen und die Gedanken so schnell verschwinden, wie sie gekommen sind. Bei mir ist das jedenfalls so, zum Glück.
Die Aussage „Sowas darfst du nicht denken!“ kann ich in diesem Zusammenhang überhaupt nicht leiden. Ich will die Gedanken ja gar nicht haben! Sie kommen einfach angeflogen und krallen sich in meinem Hirn fest. Die einzige Möglichkeit, die ich da sehe, ist, die Gedanken irgendwie umzuwandeln oder umzuleiten. Oder für Ablenkung zu sorgen (DVDs gucken!).
Sehr hilfreich finde ich die Vorgehensweise, die mir ein lieber Freund beschrieben hat:
Woraus bestehen Gedanken?
Aus Worten.
Woraus bestehen Worte?
Aus Buchstaben.
Woraus bestehen Buchstaben?
Aus Strichen.
Das finde ich eine schöne Vorstellung: Es sind nur Striche, mehr nicht! Es sind nur Gedanken, nichts Greifbares, Anfassbares, Essbares………keine Realität!
Und plötzlich, ohne Vorwarnung, ist sie wieder da, die riesige Lust am Leben, die Lust auf Lachen, die Lust am Dasein! Was für ein Glück.
Sonne auf der Haut,
Wind in den Haaren Blättern,
weht dunkle Gedanken fort.
Hier und jetzt,
in diesem Moment,
bin ich am Leben.
Gras streichelt meine Füße,
die Erde trägt mich,
und ich spüre die Kraft,
die alles wachsen lassen kann.
Auch ein kleines Pflänzchen Freude.