Schwerbehindert

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Heute ist mein Schwerbehindertenausweis angekommen. Ich bin jetzt offiziell und mit Ausweis bestätigt schwerbehindert. Irgendwie liegt mir dieses Wort schwer im Magen. Es ist so komisch, ich fühle mich überhaupt nicht behindert, aber ich hab´ einen Ausweis mit 60 % bekommen! Dieses Wort ist einfach nicht mehr so ganz wertungsfrei, finde ich. So wie Neger zum Beispiel. Das ist durch abwertende Nutzung zu einem Schimpfwort geworden. Man musste dann Schwarze sagen, dann Farbige und mittlerweile Maximalpigmentierte. Dabei finde ich das Wort „Neger“ eigentlich schön. Man kann es umdrehen, dann wird „Regen“ daraus. Das geht mit „Maximalpigmentierte“ nicht. „Mohr“ finde ich auch toll. Das hat so was märchenhaftes. Und es gibt den „Sarotti-Mohr“, der muss unbedingt weiterhin so heißen. Sarotti-Maximalpigmentierter klingt überhaupt nicht schokoladig, finde ich.

(Bin ich jetzt verdächtig, weil ich solche Wörter im Netz herumschicke?)

Bei dem Wort „Behinderung“ fällt mir sofort dieses blaue Zeichen mit dem Rollstuhl darauf ein, mit dem man auf dem Behindertenparkplatz parken darf. Wegen körperlicher Behinderung. Ehrlich gesagt war das meine erste Frage, als mir gesagt wurde, dass ich einen Behindertenausweis beantragen darf. Ob ich dann auch auf den Behindertenparkplätzen parken dürfe. (Noch ein Beispiel aus der Liste meiner Peinlichkeiten!) Geistige Behinderung kommt mir auch in den Sinn. Mag man alles nicht haben…..

Meine „Gesundheitsstörungen“ sind laut Bescheid die Auswirkungen durch Verlust der linken Brust (das reimt sich ja!) und Gewebeneubildung der linken Brustdrüse in Heilungsbewährung. Solche Wörter finde ich herrlich. HEILUNGSBEWÄHRUNG! Wer hat sich das denn ausgedacht? Und was hat derjenige damit gemeint? Das sich erst noch zeigen muss, dass da tatsächlich was heilt?

Für was der Ausweis nützlich sein kann, habe ich noch gar nicht so genau herausgefunden. Ich komme jetzt günstiger ins Theater, das ist ja schön. Und noch ein paar andere Sachen, na ja.

Den Ausweis habe ich ganz weit hinten in meinen Geldbeutel gesteckt. Mag nicht dauernd daran erinnert werden, dass ich „behindert“ bin.

Ich könnte mal nachforschen, wo man sich bewerben muss, dass man an die Stelle kommt, wo solche Wörter und Bezeichnungen erfunden werden. Und dann würde ich mich dafür einsezten, das Ding in „Tapferkeitsorden“ umzubenennen. Das passt viel besser, finde ich.

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