„Oh, das würde ich gerne mal…..“, „Au ja, gute Idee, das machen wir mal…….“, „Wenn das und das rum ist, dann mache ich endlich……“.
Meine Cousine war ungefähr im gleichen Alter an Brustkrebs erkrankt wie ich. Sie konnte geheilt werden, aber leider kam der Mist nach 10 Jahren zurück und hat sich durch keine Therapie einschüchtern lassen. Vor Kurzem ist sie gestorben.
Einen großen Wunsch konnte sie sich noch erfüllen, sie wollte gerne noch einmal an den Ort ihrer Kindheit fahren. Der zweite große Wunsch, noch einmal in die herrliche Wärme eines Thermalbades einzutauchen, wurde leider nicht mehr wahr.
Ich bin traurig, weil ich sie sehr gern hatte. Weil ich es schlimm finde, so jung sterben zu müssen und auf so eine Art und Weise. Bei klarem Verstand erleben zu müssen, dass der Körper immer schwächer wird. Weil ich Angst habe, dass mich das gleiche Schicksal ereilt. Und weil ich sie noch so viele Sachen fragen wollte, mich aber nie getraut habe: Wie hälst du das aus, zu wissen, dass du bald sterben wirst? Wie kannst du trotzdem noch fröhlich sein? Wie schaffst du es, nicht verrückt zu werden? Hast du Angst, abends einzuschlafen, weil es sein könnte, dass du am nächsten Morgen nicht mehr aufwachst? Oder freust du dich vielleicht sogar, endlich von den Schmerzen erlöst zu werden? Jetzt ist es für meine Fragen zu spät.
Der Tod meiner Cousine hat mich wieder an etwas ganz Wichtiges erinnert: Sachen zu gleich machen und nicht auf die lange Bank zu schieben. Das fängt schon bei kleinen Dingen an. Die Freundin sofort anrufen und nicht erst nächsten Monat. Den Yogakurs jetzt buchen und nicht irgendwann mal. Wenn es mit der Weltreise aus Kostengründen nicht klappt, in ein unbekanntes, fremdländisches Restaurant gehen. Mal kurz stehenbleiben und das kleine Eichhörnchen betrachten, das so lustig von Ast zu Ast huscht, und nicht gleich weiterhasten. Doch noch ein Eis essen 🙂
Liebe Cousine, dieser Hut ist für dich. Er ist so fröhlich bunt, wie du es immer warst und wie ich dich immer in Erinnerung behalten werde. Am liebsten hätte ich meine Fragen an dich mit den Ballons gen Himmel fliegen lassen, in der Hoffnung, dass du mir auf irgendeine Art und Weise Antworten schickst. Hab ich aber lieber gelassen, wegen der Umwelt. In meinen Gedanken lebst du weiter, unversehrt und froh. In meinen Gedanken kann ich dich so oft besuchen wie ich will. Durch die Innenstadt bummeln und verrückte Klamotten anprobieren. Zum Kneipenquiz gehen oder zum Karneval. Und ich kann dich alles fragen, was ich mich nie getraut habe.
