„Kann man den Krebs irgendwann vergessen?“ Das habe ich damals eine Bekannte gefragt, die ein paar Jahre eher als ich an Brustkrebs erkrankt war. Nach dem Motto: Behandlung erfolgreich abgeschlossen, Thema erledigt. Heute ist mir die Frage an die Bekannte im Nachhinein äußerst peinlich. An schlechten Tagen. An guten Tagen kann ich mich mit einem milden Lächeln und wohlwollender Nachsicht betrachten und mich freuen, dass ich damals so optimistisch war. (Und immer noch bin.) Mittlerweile weiß ich, dass ich den Krebs niemals vergessen werde. In meinen Gedanken ist er immer da, manchmal mehr, manchmal weniger im Vordergrund. Allein schon die Narbe, die ich jeden Tag im Spiegel sehe, die fehlende Brust, die Prothese, Tabletten, die ich täglich nehmen muss, Vorsorge-Untersuchungen….
Menschen in meinem Umfeld erkranken an Krebs. Gelegenheiten, mir Hallo zu sagen, hat der Krebs viele. Ich finde das oft sehr anstrengend. Ängste und Sorgen tauchen immer wieder auf, und ich muss irgendwie damit fertig werden.
So ist das wohl mit einschneidenden Erlebnissen, sie bleiben Teil der Persönlichkeit, sie verändern sie, lassen sie reifen. Auf der anderen Seite reift aber auch die Gewissheit und der Stolz darauf, etwas Schweres bewältigt zu haben. Das hilft mir, bei den vielen „kleinen“ Sorgen, die im Leben immer wieder auftauchen, viel gelassener zu reagieren.
Meine Mutter, die ebenfalls an Brustkrebs erkrankt war, hatte mir gesagt, dass sie die Zeit auch schön fand. Das konnte ich damals kaum glauben, doch heute geht es mir genauso. Die schlimmen Sachen sind weitgehend in den Hintergrund getreten, die Erinnerung an die vielen schönen Seiten ist präsenter. Wie bei einer Geburt: Man weiß noch, dass es irgendwie schmerzhaft war, aber viel besser kann man sich an die Freude über das eigene Kind erinnern. Ein toller Mechanismus!